De Proft & Kammel: Über Asset Management, Brexit und die Zukunft

Peter De Proft und Armin Kammel gaben den Zuhörern in ihrem Vortrag einen spannenden Einblick in die regulatorischen Herausforderungen, mit denen Asset Manager tagtäglich konfrontiert sind.

12. Mai 2021

Der Online-Vortrag von Mittwoch, dem 12.05., widmete sich ausgewählten regulatorischen Rahmenbedingungen der Asset Management-Industrie in der EU. Zudem wurden Entwicklungen und Herausforderungen post Brexit beleuchtet.  


Neben der traditionellen Asset Management Regulierung wurden neuere produktspezifische Rahmenwerke wie EuSEF, EuVECA, ELTIF und PEPP vorgestellt. Nicht zuletzt wurde die zukünftige Stärkung der Asset Management Industrie im Rahmen der Kapitalmarktunion (CMU), die eine Stärkung der kapitalmarktbasierten Finanzierung vorsieht, diskutiert.

Die Vortragenden

Peter De Proft ist – neben anderen Führungspositionen – Honorary Director General der EFAMA (The European Fund and Asset Management Association), Vice President beim Belgian Finance Center und Board Member bei BehaviourLab. Zuvor hat er zahlreiche Stationen im Bereich Asset Management, Investmentbanking sowie bei der belgischen Zentralbank durchlaufen.

Prof. (FH) Dr. Armin Kammel ist Head of Legal & International Affairs bei der Vereinigung Österreichischer Investmentgesellschaften in Wien sowie Professor für Bankrecht und Finanzmarktregulierung an der Lauder Business School. Dr. Kammel ist Ehrenprofessor am Department für Rechtswissenschaften und Internationale Beziehungen an der Donau-Universität Krems sowie Autor zahlreicher Publikationen zu bank-, kapitalmarkt- und gesellschaftsrechtlichen Themen.  

Die EU-Asset Management Regulierung

Die Regulierung ist auf zwei Säulen aufgebaut, die immer das Ziel der Kollektivanlage vor Augen behalten:  

  • Dem OGAW-Rahmenwerk (Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren, bzw. UCITS in Englisch), das traditionelle (offene) Investmentfonds beinhaltet und den Grundsätzen der Risikostreuung und liquiden Finanzanlagen folgt. 

  • Dem AIFM-Rahmenwerk (Alternativer Investmentfonds Manager), das als Reaktion auf die Finanzkrise eingeführt wurde und alles beinhaltet, das nicht unter OGAW fällt.

Dazu kommen spezifische Regularien wie das EUSEF (Fonds für soziales Unternehmertum), EuVECA (Venture Capital-Fonds) und ELTIF (Fonds für langfristige [Infrastruktur]-Investments), aber auch das MMF- (Geldmarktfonds) und PEPP (Private Pensionsvorsorge als Kollektivanlage) Rahmenwerk.

Zäsur Brexit

Im Anschluss zu den verschiedenen Regularien wurden die Auswirkungen des Brexits diskutiert. Auf der Hand liegt, dass London als Handelsplatz der EU wegfällt und damit tiefgreifende Änderungen einhergehen. Bis dato war die britische Stadt zentraler Hub für EU Asset Manager und wickelte fast das gesamte Clearing und Brokerage-Geschäft ab.  
Auch UK Investmentfonds fallen aus dem OGAW-Rahmenwerk und werden zu Drittstaats-AIFs.
Betreffend dem Aufsichtsregime wird ein Übergangsregime eingeführt – die mittelfristige Entwicklung der Aufsichtsstandards zwischen der EU und UK ist allerdings unklar, De Proft merkte allerdings an, dass sich dies mit jeder weiteren Brexit-Verhandlungsfrist konkretisieren wird.

Aktuelle Herausforderungen der Asset Management Industrie

Im Bereich des Asset Managements zeichnen sich zurzeit einige Veränderungen ab und der Sektor steht vor verschiedensten Herausforderungen und Entwicklungen. 
 


Regulatorische Herausforderungen: 


  • PRIIPs sind verpackte Anlageprodukte für Kleinanleger – wie sie in Zukunft insbesondere bei Kollektivanlagen angewendet werden, wird sich zeigen.
  • Sustainable Finance trifft auch das Asset Management voll und es wird sich zeigen, wie die Finanzwelt auf dem European Green Deal reagiert.
  • Die Kapitalmarktunion steht auch vor großen Herausforderungen, was zu Chancen für die Asset Manager führen könnte.


Wirtschaftliche Herausforderungen:  

 


  • Durch eine erhöhte Regulierung könnte es in Zukunft zu einer starken Reduktion der Asset Management Firmen und einer erhöhten Konzentration mit immer weniger europäischen Playern kommen. 
 

  • Durch die Digitalisierung, dem Aufkommen von Blockchain und künstlicher Intelligenz entbrennt zunehmend die Debatte, ob aktives oder passives Management „the way to go“ ist. 
 

  • Auch das Aufkommen von Online-Brokern ist den Asset Managern nicht entgangen und so wird der Fondsvertrieb neu gedacht: Bankvertrieb vs. Onlineplattformen, abhängiger oder unabhängiger Vertrieb und Gebühren & Kosten.

Der etwa einstündige Vortrag, in welchem sich De Proft und Kammel abwechselten, wurde durch ein halbstündiges Q&A abgerundet, bei dem ein reger Austausch stattfand und die Finanzexperten die ein oder andere Anekdote zum Besten gaben.

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